Die etwa 50 Jahre alte Patientin litt seit Monaten unter linksseitigen, hochschmerzhaften Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule, mit Einstrahlungserscheinungen in den linken Arm. Sie konsultierte erfolglos mehre Therapeuten. Auf einem Röntgenbild wurde eine seltene Anomalie entdeckt, eine Halsrippe. Diese Veränderung wurde für die Beschwerden verantwortlich gemacht und die operative Entfernung als Lösung vorgeschlagen.
Meine Überlegung war, dass die Beschwerden mit der Halsrippe nicht in Verbindung stehen konnten, denn diese Anomalie bestand ja bereits seit der Geburt ohne jemals vorher Beschwerden gemacht zu haben. Die Inspektion ergab mit Ausnahme einer etwa handbreiten, ödematischen bindegewebigen Verquellung am linken unteren thorakalen Bereich kaum Auffälliges. Der Abbau dieser Zone reduzierte die Schulter- Nackenbeschwerden vorübergehend so deutlich, dass mir der Zusammenhang mit den Oberbauchorganen bewiesen erschien.
Eine ärztlich durchgeführte Blutuntersuchung brachte endgültig Klarheit. Der Blutzuckerspiegel der Patientin war stark erhöht und so wie der sich durch die dementsprechenden Medikamente normalisierte, bauten sich im gleichen Maß die Schulter- Nackenbeschwerden völlig ab.
Die geschilderten Zusammenhänge müssen für Verfechter der Hypothese, dass Beschwerden und deren Ursache am selben Platz zu finden sind unerklärlich sein. So werden dann wiederholt, sinngemäß gleiche Therapien am Beschwerdeort erfolglos durchgeführt. Vermeidbare Mißerfolge, wenn die Bereitschaft zum Umdenken vorhanden ist. Denn derartiges Geschehen kann logisch begründet werden.